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150 Jahre Impressionismus - ein Umbruch in der Kunst, der bis heute fasziniert

1874 war die Ausstellung der Künstler:innen um Claude Monet, Camille Pissarro, Paul Cézanne, Pierre-Auguste Renoir, Berthe Morisot und Alfred Sisley ein Skandal. Sie hatten sich zusammengeschlossen, um jenseits der offiziellen Salon-Ausstellungen der Akademie der Künste in Paris ihre neuartige Kunst auszustellen. Ihnen schlug die vehemente Ablehnung der Kritiker:innen und des Establishments entgegen.


Max Liebermann, “Die Rasenbleiche”, 1882, Öl auf Leinwand, Wallraf-Richartz Museum & Fondation Corboud, Köln, Inv.-Nr.: WRM 2939, gesehen in der Ausstellung „1863 • PARIS • 1874 Revolution in der Kunst“
Bild: epm

Doch diese Präsentation gilt als Geburtsstunde des nach einem Bild von Claude Monet genannten "Impressionismus" und als Revolution in der Kunst. Als erste von acht auf-einander folgenden Ausstellungen zeigte sie lichterfüllte Malerei mit einer neuartigen Farbigkeit und der Hinwendung zur Abbildung des Augenblicks, der die Künstler:innen beeindruckte.

Das konnte eine Momentaufnahme einer schönen Lichtstimmung in einer Landschaft ebenso sein wie die beeindruckenden Rauchwolken der Lokomotiven am Bahnhof oder die Gelöstheit einer Gesellschaft beim Picknick.

Nicht mehr die genaue Abbildung der Realität war das Ziel, sondern die Darstellung von Stimmungen, welche die Maler:innen wahrnahmen und wiedergeben wollten. Unmittelbarkeit und Zufälligkeit des Bildausschnittes wurden zu charakterisierenden Merkmalen.

Farbe wurde als Folge von Licht und Atmosphäre gesehen und als Trägerin des Lichts durch eine neuartige Pinselführung wiedergegeben, die, von Kritikern als skizzenhaft bemängelt, die Formen scheinbar auflöste.

Trotz des erheblichen Gegenwinds setzte sich die neue Strömung durch. 1874 begann also auch der Siegeszug einer Kunst, die bis heute anerkannt und geliebt wird.


Claude Monet, “Frauen im Garten”, 1866/67, Öl auf Leinwand, Musée d’Orsay, Paris, gesehen in der Ausstellung „1863 • PARIS • 1874 Revolution in der Kunst“
Bild: epm

Das Wallraf-Richartz-Museum in Köln zeichnet in seiner bis zum 28. Juli laufenden Sonderausstellung "1863 • PARIS • 1874 Revolution in der Kunst" die Entstehung des Impressionismus nach. Die Ausstellung konzentriert sich dabei auf das Jahrzehnt vor 1874, in dem sich die Kunst in Paris von einem unter Napoleon III zentralistisch gelenkten Kunstbetrieb emanzipierte.

Anhand von zahlreichen Beispielen und Motiven werden die Vorläufer:innen und Zeitgenoss:innen der Impressionisten gezeigt, wie etwa Gustave Courbet mit seinem Gemälde "Die Dame mit dem schwarzen Hut" von 1863, das noch ganz vom Realismus geprägt ist ebenso wie Francois Bonvins Bild "Großmutters Frühstück" von 1985. Oder Paul-Jaques-Aimè Baudry mit seinem klassisch geprägten Frauenakt "Die Perle und die Welle" von 1862.

Auch Vertreter der akademischen Malerei, die von den herrschenden Eliten gewünscht war, werden gezeigt, wie etwa Jean Léon Gérôme mit seinem Bild "Ausflug des Harems" von 1869. Interessant ist auch das 1870 entstandene Werk "Ein Atelier in den Batignolles", in dem Henri Fatin-Latour in der Tradition der holländischen Gruppenporträts genau die Maler porträtiert, die sich aktiv für eine Erneuerung der Kunst einsetzten, darunter Renoir und Monet, die hier keinesfalls als Revoluzzer, sondern als seriöse und ernstzunehmende Künstler dargestellt werden.

Das ebenfalls 1870 gemalte Werk "Wiese mit blühenden Obstbäumen" von Charles-Francois Daubigny zeigt schon impressionistische Züge. Nicht nur das Motiv, Landschaftsmalerei war sehr beliebt bei den Impressionisten und Impressionistinnen, auch die Pinselführung zeigte sich wilder und unpräziser, damit aber auch ausdrucksstärker.

Den Abschluss der Präsentation bilden dann einige originale impressionistische Exponate aus den Schauen der Jahre nach 1874.


Paul-Jacques-Aimé Baudy, “Die Perle und die Welle (Persische Fabel)”, 1862, Öl auf Leinwand, Museo Nacional del Prado, Madrid, gesehen in der Ausstellung „1863 • PARIS • 1874 Revolution in der Kunst“
Bild: epm

Hier sind Gemälde der bedeutenden Impressionisten und Impressionistinnen Claude Monet, Berthe Morisot, Alfred Sisley, Camille Pissarro, Paul Signac und einige anderer ausgestellt und runden damit den Eindruck von einer bahnbrechenden Entwicklung in der Malerei gelungen ab.

Begleitend dazu zeigt die Ausstellung im Wallraf-Richartz-Museum einige wenige Skulpturen aus der Zeit und eine kleine feine Auswahl an Karikaturen, die den Besucher:innen einen Eindruck verschaffen, wie erbarmungslos die Kunstkritik zum Teil mit der neuen Entwicklung umging. Eine schöne Ergänzung der insgesamt großzügig gehängten Präsentation, die es leichter macht, sich in die Atmosphäre der Zeit hineinzudenken. Dabei helfen auch die zahlreichen Schrifttafeln, die in einleuchtend formulierten Texten den Zeitgeist beschreiben.


August Rodin, „Das eherne Zeitalter“ (Entwurf 1876), Bronze, Wallraf-Richartz Museum & Fondation Corboud, Köln, Inv.-Nr.: WRM SK189, gesehen in der Ausstellung “1863 • PARIS • 1874 Revolution in der Kunst“
Bild: epm

Das Leben der Künstler:innen-Bohème in Paris, die Neugestaltung der gesamten Stadt unter Napoleon dem III, und die Aufbruchsstimmung und das Selbstbewusstsein der bürgerlichen Eliten, aber auch die Auswirkungen des Deutsch-französischen Krieges 1870/71 sowie die unterschiedlichen künstlerischen Strömungen, von denen die Impressionisten beeinflusst wurden. (DM)

Quelle: epm - EBERHARD print & medien agentur gmbh, Dorothee Mennicken (DM)

  Quelle: Dorothee Mennicken (DM)

 

 

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