Museen

Elfriede Lohse-Wächter - "Ich als Irrwisch"

Das Franz Marc Museum widmet der Künstlerin Elfriede Lohse-Wächtler (1899-1940) eine umfassende Ausstellung, die ihr einzigartiges Œuvre und die bewegte Lebensgeschichte beleuchtet. Mit rund 80 Gemälden und Zeichnungen aus öffentlichen und privaten Sammlungen bietet die Schau einen facettenreichen Überblick über alle Werkphasen der Künstlerin, deren unverwechselbare Bildsprache tief in die Themen Identität, Ausgrenzung und Selbstermächtigung eintaucht.


Elfriede Lohse-Wächtler: Lissy, 1931, Privatsammlung, Städel Museum, Frankfurt am Main

Bild: Privatsammlung

Einblicke in eine radikale künstlerische Stimme

Lohse-Wächtler gilt als eine der bedeutendsten weiblichen Stimmen der Kunst der Neuen Sachlichkeit, deren Werk durch Empathie und Dynamik besticht. In ihrer nur knapp zwei Jahrzehnte währenden Schaffenszeit entwickelte sie eine eigenständige und einfühlsame Bildsprache, die Themen wie Leid, Lust, Bedrohung und Einsamkeit eindringlich verarbeitet.

Die Ausstellung zeigt atmosphärisch dichte Szenen aus der Hamburger Bordell- und Kneipenwelt, unkonventionelle Typenporträts und eindrucksvolle Selbstbildnisse. Besonders ihre Werke der Hamburger Jahre (1925-1931) spiegeln die prekäre Lebenswelt und die künstlerische Intensität dieser Phase wider. Hier entstanden kraftvolle Arbeiten, in denen sie selbstbewusst auch in traditionell männlich geprägte Räume wie den Hafen oder St. Pauli vordrang.

Das Leben und Werk einer kompromisslosen Künstlerin

Bereits mit 16 Jahren verließ Lohse-Wächtler ihr Elternhaus und war ab 1918 unter dem Pseudonym "Nikolaus Wächtler" in der Dresdner Avantgarde aktiv. Zu ihren Freunden zählten prominente Künstler wie Otto Dix, Conrad Felixmüller und Otto Griebel. Die Hamburger Jahre markieren eine künstlerische Hochphase, sind jedoch auch geprägt von persönlichen Krisen, die 1929 zu einem ersten Klinikaufenthalt führten. Ihre kraftvollen Werke entstanden oft im Angesicht existenzieller Bedrohungen - eine Geschichte von Selbstermächtigung, die 1940 mit ihrer Ermordung im Rahmen der nationalsozialistischen Krankenmorde ("Aktion T4") tragisch endet.

Eine Neuauflage des Kataloges erscheint im Verlag Kettler, Dortmund zum Preis von 19,50 Euro. Zur Ausstellung erscheint ein kostenloses Begleitheft, das im Museum erhältlich ist.

Die Ausstellung ist die zweite Station einer Kooperation mit dem Ernst Barlach Haus in Hamburg und der Kunsthalle Vogelmann in Heilbronn. (FMM)

   Quelle: Franz Marc Museum (FMM)

 

 

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