Interview mit dem Kunstberater Christoph Bouillon
In einem schönen Haus aus der Gründerzeit in Köln-Braunsfeld arbeiten Kunstsachverständiger Christoph Bouillon und sein Team. Seit 2021 bewerten, begutachten und vermarkten sie Kunst, Antiquitäten und Schmuck. Erb:innen von Nachlässen, Sammler:innen und Museen sind die häufigsten Kund:innen. Außerdem ist der Experte auch regelmäßig im TV zu sehen.
Kunstberater Christoph Bouillon
Bild: epm gmbhHohe Decken, Holzdielen, heller Stuck und an den Wänden Kunstwerke aus verschiedenen Epochen: Die Büroräume von Christoph Bouillon auf der Aachener Straße in Köln sind ein angenehmer Arbeitsort.
Ein edler Buddha-Kopf flankiert den Besprechungstisch - darauf angesprochen sagt der 55-jährige: "Er wurde leider nicht verkauft" - auch das kommt vor - trotz der Erfolge, die Bouillon und seine sechs Kolleg:innen zu verzeichnen haben.
Diese Erfolge kommen nicht von ungefähr: Christoph Bouillon hat vor seiner Selbstständigkeit 30 Jahre für das international renommierte Auktionshaus van Ham in Köln gearbeitet und ist bestens in der Kunst- und Antiquitätenwelt vernetzt. Schon als Teenager ist er in die Branche "hineingerutscht", als eine mit seiner Mutter befreundete Galeristin ihn 1986 als Standbesetzung für die Westdeutsche Kunstmesse engagierte. Danach wurde er häufiger von Kunsthändlern verpflichtet und schließlich von Carola van Ham angesprochen als Unterstützung während einer Vorbesichtigung. Nach dem Abitur hat Bouillon dann Kunstgeschichte in Bonn studiert und parallel eine kaufmännische Ausbildung bei van Ham gemacht.
Kunstberater Christoph Bouillon
Bild: epm gmbhNach bestandener Prüfung bekam er dort gleich eine Stelle angeboten und blieb für drei Jahrzehnte, wurde Kunstsachverständiger und vereidigter Versteigerer für Kunst und Antiquitäten.
Gemeinsam mit seinen Kolleg:innen bezeichnet Bouillon sich als Generalisten: "Wir beraten und bewerten von gehobenem Hausrat, über Schmuck und Antiquitäten bis hin zu zeitgenössischen Kunstwerken" umschreibt er die Expertise seines Büros. Ihr Schwerpunkt liegt meist auf älterer Kunst und Antiquitäten, weil es dafür nicht so viele Expert:innen gibt.
Christoph Bouillon
"Dabei kommt mir natürlich meine fast 40-jährige Erfahrung auch sehr zu Gute: Ich kann mittlerweile blind einschätzen, ob ich eine Tasse aus Meissner Porzellan oder von KPM in der Hand habe, allein vom Gewicht her." Nicht zu unterschätzen seien auch die Erfahrungen, die man mit Fälschungen macht: "Man lernt von nichts mehr als von Fälschungen", ist sich der Kunstsachverständige sicher.
Kunstberater Christoph Bouillon
Bild: epm gmbhSoviel Kompetenz wird natürlich gern in Anspruch genommen. Bouillon erhält viele seiner Aufträge durch Empfehlung. So nehmen beispielsweise Nachlassverwalter:innen mit ihm Kontakt auf. Aufgrund von Fotos und Nachfragen, macht sich der Experte ein erstes Bild von dem Angebotenen.
Der nächste Schritt ist in der Regel ein Vororttermin, um die angebotenen Kunstwerke, Schmuckstücke oder auch Möbel mit entsprechendem Equipment wie UV-Licht, Lupe, Diamantprüfer u.a.m. in Augenschein zu nehmen. Manchmal geht es den Erb:innen um eine Inventarisierung für das Nachlassgericht oder den Sammler:innen um eine Bestandaufnahme.
Er findet die Sendung interessant, weil es nicht ums Verkaufen geht, sondern die Anbieter:innen wollen wissen, was dargestellt ist, von welchen Künstler:innen ein Stück stammt oder wie viel es wert ist. Einige wissen selbst viel über ihre Exponate, andere sind völlig unerfahren. "Ich glaube deshalb wird die Sendung auch so gern und viel geschaut von Menschen, die etwas lernen wollen, die bildungshungrig sind. Sie melden sich auch bei uns, wenn wir bei zum Beispiel etwas nicht ganz korrekt dargestellt oder vergessen haben."
Weitere Facetten seiner Tätigkeit beschreibt Bouillon so: "Häufig mache ich auch Ankaufsgutachten für Museen und öffentliche Sammlungen. Das bedeutet, dass ich den Ankaufspreis bewerte oder den Wert einer Schenkung festsetze, zum Beispiel für das Ausstellen von Spendenquittungen.
Zurzeit bewerte ich die Bestandssammlung an Schmuck des Museums für Angewandte Kunst in Köln - das mache ich ehrenamtlich, weil ich mich als Mitglied der Overstolzen-Gesellschaft dem Museum verpflichtet fühle."
Dabei gibt es durchaus unterschiedliche Wertgutachten: Der Experte erläutert: "Bei einem Gutachten für die Versicherung etwa, geht es um den Wiederbeschaffungswert. Bei einem Verkauf geht es um den Verkaufswert. Das ist ein Unterschied, den man im Kunsthandel bedenken sollte." (DM)
Quelle: epm, Dorothee Mennicken (DM)Das neue digitale Kunstmagazin berichtet über aktuelle Kunstmessen und Ausstellungen sowie über Kunst.
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