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Iryna Vorona. Im Angesicht des Krieges

Zwischen Angst und Hoffnung, Verlust und Zusammenhalt, Momenten des Abschieds und des Wiedersehens finden die Werke der ukrainischen Künstlerin Iryna Vorona (*1987) eindrückliche Bilder für die Auswirkungen des russischen Angriffskrieges auf die Zivilbevölkerung von Kyjiw.


Iryna Vorona, Saatgut, 2024, Kohle auf Papier, 100 x 70 cm

Bild: Iryna Vorona

Ihre Kohlezeichnungen nehmen vor allem Kinder, Frauen und ältere Menschen in den Blick - jene, die den Schrecken des Krieges oft am unmittelbarsten ausgeliefert sind. Die Werke werden so zu einem bewegenden visuellen Tagebuch, das nicht nur die Grausamkeit des Krieges zeigt, sondern auch den unerschütterlichen Überlebenswillen und die tiefe Menschlichkeit der Porträtierten. Mit feinen Linien und expressivem Strich hält Iryna Vorona sowohl individuelle Schicksale als auch kollektive Erfahrungen fest. Ihre Arbeiten sind zugleich künstlerische Dokumente und ein Mahnmal gegen das Vergessen.

Die Ausstellung Iryna Vorona. Im Angesicht des Krieges im Kunstmuseum Wolfsburg präsentiert eine Auswahl von 23 Zeichnungen sowie das Video I'm Paving the Way. Letzteres entstand aus Voronas persönlichen Erfahrungen während ihrer Isolation in den von russischen Truppen besetzten Vororten von Kyjiw im Frühjahr 2022. In dieser Zeit, als medizinische Versorgung, Lebensmittel und grundlegende Freiheiten unerreichbar wurden, führte die Künstlerin Tagebuch - nicht mit Worten, sondern mit Bildern. Das Video, begleitet von Textfragmenten aus diesen Aufzeichnungen, macht die existenzielle Unsicherheit und die Zerbrechlichkeit des Alltags in Zeiten des Krieges spürbar.

Die gezeigten Arbeiten stammen zum Teil aus Iryna Voronas Serie Kriegstagebuch: Porträtarchiv, die während der ersten 248 Tage nach Kriegsbeginn entstanden sind und erstmals der Öffentlichkeit präsentiert werden. Sie dokumentieren die unmittelbaren Auswirkungen des Krieges auf die Schwächsten der Gesellschaft. Voronas Kunst ist dabei nicht nur ein Zeugnis des Leids, sondern auch ein Ausdruck von Widerstand und Hoffnung. "Ich wollte die Auswirkungen des Krieges im Herzen Europas auf die am wenigsten geschützten Menschen dokumentieren und die Schwierigkeiten zeigen, die sie im täglichen Kampf um grundlegende Rechte und Freiheiten durchmachen müssen", beschreibt Iryna Vorona ihr Schaffen.

Neben den Werken aus der Ukraine zeigt die Ausstellung auch Arbeiten aus Iryna Voronas neuer Serie FLUCHT (Forced to Leave Ukraine. Course of Survival. Happiness and Tears). Seit ihrer Ankunft in Deutschland im Herbst 2023 setzt sie sich mit den Themen der erzwungenen Migration, Identität und Anpassung auseinander. In diesen Zeichnungen verwebt sie die Erfahrungen von Migrant:innen und Geflüchteten zu einem kollektiven Bild von Zusammenhalt und Resilienz. So symbolisiert die Darstellung ineinander verschlungener Hände die Kraft der Gemeinschaft, die hilft, ein fremdes Umfeld als neues Zuhause zu begreifen.

Die Ausstellung findet im Zusammenhang des dritten Jahrestages des völkerrechtswidrigen Angriffskrieges Russlands auf die Ukraine statt. (KMW)

   Quelle: Kunstmuseum Wolfsburg (KMW)

 

 

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