Ausstellungen

Poesie in Form und Farbe

Paul Groll ist seit Jahrzehnten eine feste und anerkannte Größe in der Kunstlandschaft der Ostalb und weit darüber hinaus - und bei Ausstellungseröffnungen dementsprechend ein echtes "Zugpferd". Die Vernissage zu seiner Werkschau unter dem Titel "Farben formen" im Kunstverein Aalen jedenfalls ist bestens besucht gewesen. Bis zum 14. September ist die Ausstellung, zu der auch Arbeiten des Aalener Fotografen Benedikt Walther gehören, im Alten Rathaus am Marktplatz zu sehen.


Im intensiven Gespräch bei der Ausstellungseröffnung: von rechts der Künstler Paul Groll, der zweite Vorsitzende des Kunstvereins Aalen, Roland Hamm, und der Fotograf Benedikt Walther.

Bild: Eckard Scheiderer

Angesichts des Andrangs bei der Eröffnung und der schier unglaublichen Fülle an Grollschen Werken - 112 Exponate sind, über die drei Ausstellungsetagen verteilt, zu sehen - klingt es fast untertrieben, von einem "Zwischenspiel" zu sprechen. Doch genau so nennt der Kunstverein Aalen seine sommerlichen Ausstellungsaktivitäten über die großen Ferien hinweg. Waren es in den vergangenen Jahren zunächst junge Künstlerinnen und Künstler, die hier Gelegenheit hatten, sich in einer Art Atelieratmosphäre zu präsentieren, sollen künftig nun Künstlermitglieder des Kunstvereins mit jeweils einer Einzelausstellung das sommerliche "Zwischenspiel" bestreiten. Den Auftakt macht jetzt der Lauchheimer Künstler Paul Groll.

Dessen farbenfrohe und unverkrampfte, von einem nimmer müden und bewegten, zeichnerischen Pinselgestus geprägte Malerei, oft voller figürlicher Anklänge und Chiffren, offenbart eine unverwechselbare Handschrift im wahrsten Sinne und eine intensive Bildersprache. Die zeichnende Hand Paul Grolls macht, was sie will, die malende Hand, was sie kann. Sie treibt es bunt. Und sie formt mit Farbe. "Die Hand beginnt, sie sucht geradezu den Pinsel, die Farben", sagt Groll bei der Vernissage im Künstlergespräch mit dem zweiten Kunstvereinsvorsitzenden Roland Hamm. Und gewährt den Besuchern dabei weitere Einblicke in seinen Malprozess.

Am Ende erzählen Paul Grolls vielfach poetisch anmutenden Bilder ihre ganz eigenen Geschichten, etwa von Figuren mit großen Augen, großen Händen und einem lachenden, oft roten Mund, die sich fröhlich und munter im bunten Bildraum tummeln. Und sich dabei als äußerst flexibel erweisen: Die Hände etwa können auch zu Engelsflügeln, zu Kronen oder Blumenblüten werden. Grolls Themenspektrum erweitert sich auf diese Weise beträchtlich, wie auch die Ordnung der präsentierten Arbeiten über die drei Ausstellungsetagen des Kunstvereins zeigt.

"Froh zu sein bedarf es wenig" - der Titel eines großen Triptychons könnte fast symptomatisch für den fröhlichen, liebenswerten Gesamteindruck vieler Grollscher Bilder stehen. Doch der Lauchheimer Künstler, der 35 Jahre lang am Bopfinger Ostalb-Gymnasium als Kunsterzieher wirkte, kann auch anders. Sich malerisch etwa mit dem Schicksal von Geflüchteten und Boatpeople auseinandersetzen. Oder mit dem Kreuzweg Jesu. Und mit Zitaten aus der Literatur. Gerade hier öffnet sich ein spannendes Grenzland zwischen dem Maler und dem Zeichner Groll. Letzterer kommt in der Ausstellung mit einer Reihe sicher hingesetzter und überzeugender Exponate glücklicherweise ebenfalls zu seinem Recht.

Unter anderem auch im dritten Obergeschoss mit losen Zeichnungsblättern auf einem Maltisch, die hier auf karg abgearbeitete Malpinsel treffen. Genau hierher, in diese Atelierstimmung, passen die Bilder von Benedikt Walther. Der Aalener Fotograf und Fotodesigner hat bereits 2019 Paul Groll bei dessen künstlerischem Tun mit der Kamera über die Schulter geschaut. Was passiert, während Kunst geschaffen wird? Diese Frage hat Walther umgetrieben. "Ich wolle einfach nur dabei sein, so unauffällig wie möglich", beschreibt Walther seine Intention im Gespräch bei der Vernissage. Entstanden sind dabei Fotos voller Authentizität, aber auch voller magischer und verborgener Augenblicke, die normalerweise niemand erspähen kann. Denn: "Im Atelier ist man eigentlich ganz schön allein", wie Groll erklärt. Walther jedenfalls hat mit seiner Kamera die Türen zum Geschehen im Atelier von Paul Groll geöffnet. Dort, beim Malen, "gehören die Bilder mir. Jetzt, in der Ausstellung, gehören sie Ihnen allen zum Anschauen", sagt Groll bei der Vernissage. Bei der Ausstellungseröffnung hat der Cellist Frank Grossmann eine wunderbar zur Bilderwelt von Paul Groll passende Musik beigesteuert.

Am Mittwoch, 13. August, um 18 Uhr sowie am Samstag, 13. September, und Sonntag, 14. September, anlässlich der Reichsstädter Tage jeweils um 11 Uhr, lädt Paul Groll zu Künstlerführungen durch die Ausstellung ein. (KVA)

Öffnungszeiten:

bis 14. September 2025.

Montag und Dienstag geschlossen.

Mittwoch 14 bis 17 Uhr;

Donnerstag 16 bis 19 Uhr (Tag der Kunst mit kostenlosem Eintritt);

Freitag bis Sonntag 10.30 bis 17 Uhr.

Regulärer Eintritt 3 Euro, ermäßigt 2 Euro.

   Quelle: Kunstverein Aalen (KVA)

 

 

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