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Eine Facette zur Neuen Sachlichkeit: Paula Lauenstein

Die Dresdner Künstlerin Paula Lauenstein, die 1925 gut in die Mannheimer Ausstellung gepasst hätte, wird jetzt zum "Jahrhundertjubiläum" erstmals im großen Umfang in den Räumen der Galerie Döbele in Mannheim gezeigt und erlebt parallel eine Vereinigung mit Künstler-KollegInnen ihrer Zeit in der Ausstellung "hart & direkt" in der Kunsthalle Mannheim.


Paula Lauenstein, "Frauenkopf" (1917), Öl auf Leinwand, Format: 25x18,5 cm

Es ist jene sensible Beobachtungsgabe und ihr ehrliches Interesse an den Schicksalen ihrer Modelle, die durch ihre Biografien im doppelten Sinn gezeichnet waren. In ihrem Hauptwerk, ab 1926, zeigt sie Menschen in ihrer unmittelbaren Umgebung, auch wenn die Titel; wie Martin Mrosack; Frau Mieth oder Norbert eine persönliche Beziehung zu ihren Modellen verraten, bleibt sie einer ungeschönten Darstellung treu.


Paula Lauenstein, "Hans mit Mütze" (1924) Graphit, Format: 64,5x44,3 cm

Gerade in ihren Porträts, die sie bevorzugt in Bleistift, schwarzer Kreide und Tusche zeichnete, studierte sie die neusachlichen Bildnisse des sieben Jahre jüngeren Otto Dix genau. Anders als dieser jedoch, ist Lauenstein an einer vorurteilsfreien Beobachtung interessiert - soziale Kritik und Bissigkeit liegen ihr fern. Dafür gelingt ihr eine einzigartige Handschrift aus Härte und Direktheit, die Tiefe und Emotionen in den Zeichnungen einfrieren.

Paula Lauensteins Biografie ist typisch für die Generation von Künstlerinnen, die gemäß der Weimarer Verfassung seit 1919 endlich auch an den Kunstakademien studieren durften. Aus einer spät-impressionistischen, stark von Formfragen geprägten Schule kommend, streift sie den Vitalismus des Expressiven und begegnet der Neuen Sachlichkeit, denn in den 20er Jahren entwickelt sich Dresden zu einem Zentrum der Malerei der Neuen Sachlichkeit. Sie gehörte eindeutig zur Avantgarde ihrer Zeit. Es folgen in den 30er Jahren längere Aufenthalte im Allgäu, in Vorarlberg, Tirol und München, gefördert durch Ihren Mentor Max Feldbauer. Nach der Zerbombung ihres Ateliers in München-Passing 1941 zog sie sich in das Landhaus Ihrer Eltern in Wetro in der Lausitz zurück. (DKM)

    Quelle: Döbele Kunst Mannheim (DKM)

 

 

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