Ausstellungen

Große Marc Chagall-Ausstellung im K20

Der russisch-französische Maler Marc Chagall ist ein Ausnahmetalent der Moderne und zählt zu den wichtigsten Künstler:innen des 20. Jahrhunderts. Seine fantastisch-poetischen Bildwelten und deren Motive sind bis heute rätselhaft, deren intensive Farbigkeit außergewöhnlich.


Marc Chagall in St. Petersburg, ca. 1911

Bild: ©DR, Archives Marc et Ida Chagall, Paris, 2025

Die Ausstellung im K20 zeigt noch bis zum 20. August 2025 rund 120 Gemälde und Papierarbeiten aus allen Schaffenszeiten des Künstlers. Ein Schwerpunkt liegt auf den frühen Arbeiten, die zwischen 1910 und 1923 entstanden sind. Deutlich zeigen sich hier die Einflüsse der Avantgarden auf das Werk Chagalls aber auch die gesellschaftskritische und bisweilen dunkle Seite seines Werks. Die Ausstellung veranschaulicht zudem die Entwicklung des Künstlers und seiner Motive bis in die 1980er Jahre, in denen er mit der leuchtenden Farbigkeit seiner Bilder ein breites Publikum begeisterte.

Kostenfreier Audioguide zur Ausstellung - exklusiv zum Eintrittsticket erhältlich!

Mit Schauspieler Aaron Altaras (*1995) durch die große Chagall Ausstellung: Der preisgekrönte Schauspieler, bekannt für seine gesellschaftskritischen und vielschichtigen Rollen, hat den Audioguide zur Ausstellung eingesprochen. Zuletzt begeisterte Altaras in der Hauptrolle der ARD-Serie "Die Zweiflers" und wurde dafür 2024 mit dem Deutschen Fernsehpreis als Bester Schauspieler ausgezeichnet.

In rund 30 Minuten bietet der kostenfreie Audioguide eine kompakte Übersicht über die wichtigsten Werke Marc Chagalls - von seinen frühen Arbeiten bis zu seinem Spätwerk. Der Audioguide ist in deutscher, englischer und einfacher Sprache (D) verfügbar und lässt sich bequem über einen QR-Code mit dem eigenen Smartphone abrufen. Die Mitnahme von Kopfhörern wird empfohlen.

Chagall im K20

Marc Chagall (geb. 1887 in Witebsk, Russisches Kaiserreich, heute Belarus - gest. 1985 in Saint-Paul-de-Vence, Frankreich) kommt 1911 mit 23 Jahren nach Paris. Wie viele seiner Künstlerkolleg:innen ist er mittellos, spricht kaum Französisch und ist überwältigt von der Modernität und Energie der Stadt. Anders als in anderen europäischen Ländern, wurden Juden in Frankreich ab dem Jahr 1791 als freie Bürger anerkannt. Das zog viele jüdische Künstler:innen nach Paris, um dort zu leben und zu arbeiten und sich frei in der Kunst auszudrücken. Dennoch waren sie im Alltag mit Ausgrenzung und Diskriminierung konfrontiert.


Chagall, Ausstellungsansicht, Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen, 2025

Bild: Achim Kukulie

Chagall findet, anders als die meisten Immigrant:innen, nach kurzer Zeit Zugang zu den Pariser Zirkeln der künstlerischen und literarischen Avantgarde und wird Teil einer eingeschworenen Freundesclique, die sich gegenseitig unterstützt. Deren Kern bilden die Literaten und Kunstkritiker Guillaume Apollinaire, Blaise Cendrars und Ludwig Rubiner, der Filmtheoretiker Ricciotto Canudo und die Künstler:innen Robert und Sonia Delaunay, Fernand Léger und einige andere. Auch Herwarth Walden, der Berliner Galerist und Herausgeber der Zeitschrift Der Sturm, ist Mitglied dieses Kreises. Er zeigt 1913 Werke des noch unbekannten Chagall im Ersten Deutschen Herbstsalon und ermöglicht ihm 1914 seine erste große Einzelausstellung überhaupt.

Worin begründet sich Chagalls früher Erfolg? Wie viele junge Künstler:innen experimentiert auch er mit den Stilen der westlichen Avantgarde. Das Besondere ist, dass er Fauvismus und Kubismus mit jüdischen Motiven und osteuropäischer Folklore verbindet. Daraus entspringt eine aus dem Erleben begründete surreale Motivwelt - das verschafft Chagall ein Alleinstellungsmerkmal in seiner Zeit. Schwebende Menschen und Tiere, Geiger auf Dächern, Riesen, Winzlinge und Mischwesen bevölkern seine stets in überwältigender Farbigkeit gestalteten Kompositionen. Das ist "surnaturel" (übernatürlich), so schwärmt der Schriftsteller Guillaume Apollinaire beim ersten Besuch in Chagalls Atelier. Innerhalb von nur vier Jahren hat sich Chagall einen unverkennbaren Stil erarbeitet. Doch die fremden Welten, die Chagall entwirft, sind keineswegs nur poetisch aufgeladene Märchen, sondern enthalten scharfe Kritik an den gesellschaftlichen Bedingungen seiner Zeit.

Marc Chagall reflektiert zeitlebens seine Herkunft. Vor allem in den frühen Werken thematisiert er die Kindheit und Jugend in der Begrenztheit des jüdischen Viertels in Witebsk. Die Kleinstadt mit ihren eng gedrängten Häusern und dem markanten Kirchturm ist ein oft verwendetes Motiv. Bilder wie Sabbath, 1911, Das gelbe Zimmer, 1911, Russland, den Eseln und den Anderen, 1911, und Golgatha (Die Kreuzigung), 1912, erzählen Geschichten vom jüdischen Alltag, den Festen und Gebräuchen, von Liebe und Lust, aber auch Ritualmordbeschuldigungen und Pogromen, die Chagall 1905 in Witebsk erleben musste. (KSNW)

  Quelle: Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen (KSNW)

 

 

Anzeige
ART Zürich 2023

Meistgelesene Artikel

 

Global Art Market Report 2024: Kunstmarkt bleibt widerstandsfähig