Museen

Künstlerinnen! Von Monjé bis Münter

Sie kämpften für ihre Ausbildung, für Anerkennung und Sichtbarkeit - und verschwanden dennoch fast vollständig aus der Geschichtsschreibung: Mit der Ausstellung Künstlerinnen! Von Monjé bis Münter holt der Kunstpalast über 30 Künstlerinnen zurück ins Licht der Öffentlichkeit. Die Schau gibt Einblick in rund 100 Jahre weiblichen Kunstschaffens in Düsseldorf - einer Stadt, die im 19. Jahrhundert wichtiger Anlaufpunkt für Künstlerinnen aus ganz Europa war, obwohl ihnen die Türen der Kunstakademie verschlossen waren. Die große Sonderausstellung widmet sich - anschließend an ein mehrjähriges Forschungsprojekt - erstmals umfassend den Lebenswegen und Werken jener Frauen, die in dieser Zeit in Düsseldorf künstlerisch tätig waren: Eine (Wieder) Entdeckung, die ein Kapitel der Kunstgeschichte neu schreibt.


Mathilde Dietrichson, Selbstporträt, 1865, Öl auf Leinwand, 49,6×37,2 cm, OsloMuseum

Bild: © Rune Aakvik, OsloMuseum

"Jede neue Schwierigkeit war mir ein neuer Ansporn", schreibt die Malerin Elisabeth Jerichau-Baumann um 1874 - ein Satz, der das Selbstverständnis vieler weiterer Künstlerinnen widerspiegelt und als Leitmotiv dieser Ausstellung gelten könnte. Die Schau macht die Beharrlichkeit und das Talent von Generationen von Frauen in der Kunst sichtbar, die lange ignoriert wurden.

2021 initiierte der Kunstpalast ein Forschungsprojekt, das erstmals umfassend nach den Spuren der zwischen 1819 und 1919 in Düsseldorf tätigen Künstlerinnen suchte; jenen 100 Jahren von der Wiedergründung der Kunstakademie bis zu deren schrittweiser Öffnung für Frauen. Die Ergebnisse überraschten selbst Fachleute: Über 500 Namen konnten durch Recherchen in Archiven, Adressbüchern, Ausstellungskatalogen und historischen Zeitungen ermittelt werden - weit mehr als die bisher bekannten rund 200. Viele dieser Frauen nahmen Privatunterricht, studierten an der Kunstgewerbeschule oder arbeiteten selbstständig. Einige waren in internationalen Ausstellungen vertreten, erhielten Preise und Stipendien und ihre Werke wurden von wichtigen Sammlungen erworben. Dennoch sind auch sie heute weitgehend unbekannt, ihre Namen fanden keinen Eingang in den Kanon.

Die Schau ist das Ergebnis intensiver Grundlagenforschung, aber auch ein selbstkritischer Blick auf die eigene Sammlungsgeschichte. Denn der Kunstpalast - 1913 als Städtische Kunstsammlungen zu Düsseldorf gegründet - war Teil des strukturellen Ausschlusses: Vor 1933 wurden lediglich vier Gemälde von Künstlerinnen angekauft. Erst in den letzten Jahrzehnten begann ein Wandel. Unter der Direktion Felix Krämers wurden ab 2017 gezielt Arbeiten weiblicher Kunstschaffender erworben, darunter 15 Gemälde von Künstlerinnen des 19. Jahrhunderts wie Emilie Preyer, Paula Monjé oder Emmy Lischke, die in der Ausstellung vertreten sind.


Martel Schwichtenberg, Selbstporträt 1924, Öl auf Leinwand, 45 x 36 cm, Stiftung Schleswig-Holsteinische Landesmuseen Schloss Gottorf

Bild: © Stiftung Schleswig-Holsteinische Landesmuseen Schloss Gottorf, Museum für Kunst und Kulturgeschichte

"Nach wie vor ist eine grundlegende Aufarbeitung der systemischen Ungleichbehandlung von Frauen in der Kunstgeschichte notwendig, um deren Leistungen gerecht zu werden", betont Generaldirektor Felix Krämer. "Gerade in einer Stadt wie Düsseldorf, die für ihre Kunstakademie weltberühmt ist, liegt es nahe, hier zu beginnen, die eigene Kunstgeschichte zu überdenken und neu zu schreiben."

Die Ausstellung setzt genau da an: Sie macht verschüttete Geschichten zugänglich und beleuchtet, mit welchen Mitteln Frauen ihren künstlerischen Weg trotz struktureller Benachteiligung gingen. Neben bekannten Namen wie Gabriele Münter zeigt der chronologisch-thematische Rundgang in elf Räumen vergessene Protagonistinnen wie Amalie Bensinger, Magda Kröner oder Marga Klinckenberg. Zahlreiche Werke der insgesamt 31 vorgestellten Künstlerinnen werden erstmals seit dem 19. Jahrhundert öffentlich präsentiert.

"Wir wollten wissen: Welche Frauen waren hier wann aktiv? Wer waren sie und was können wir über ihren Weg in die Kunst herausfinden? Es gab so viele spannende Künstlerinnen, die es wert sind, Beachtung zu finden", sagt Kuratorin und Leiterin des Forschungsprojektes, Kathrin DuBois, über den lange überfälligen Perspektivwechsel.

Bei der Durchsicht von Überblicksdarstellungen zur Kunst der sogenannten Düsseldorfer Malerschule zeigt sich: Das "aktive Vergessen" begann Ende des 19. Jahrhunderts, zu einem Zeitpunkt, als Künstlerinnen immer zahlreicher wurden und verstärkt Ausstellungsmöglichkeiten und Ausbildungschancen einforderten.

Ein besonderer Fokus liegt auf den Künstlerinnen aus Skandinavien und Finnland, die Düsseldorf als Ausbildungs- und Inspirationsort wählten. Die Ausstellung entstand in enger Kooperation mit dem Ateneum Art Museum/Finnische Nationalgalerie in Helsinki. Dort war von März bis August 2025 die Schau Crossing Borders. Travelling Women Artists in the 1800s zu sehen, die sich thematisch mit der Ausstellung des Kunstpalastes überschnitt und über 200.000 Besucher:innen anzog. (KP)

   Quelle: KUNSTPALAST (KP)

 

 

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