Museen

Kunstpalast präsentiert Tony Cragg mit "Please Touch!"

Die Kälte von Stein trifft auf die Wärme von Holz, die Glätte von Glas auf die Härte von Stahl: Ein zentrales Anliegen von Tony Cragg (*1949) ist die Erforschung der materiellen Welt. Welche Gefühle und Bedeutungen durch den Einsatz verschiedener Werkstoffe hervorgebracht werden, interessiert den Bildhauer schon lange. Seine Skulpturen zeichnen sich durch eine enorme Form- und Materialvielfalt aus, die in der etwa 60 Werke umfassenden Schau des Düsseldorfer Kunstpalastes sichtbar und ausnahmsweise auch spürbar wird.

Eine Besucherin berührt die Skulptur Outspan von Toni Gragg Bild: Anne Orthen, Kunstpalast

"Es gibt kaum jemanden, der die Skulpturen von Tony Cragg nicht berühren möchte. Dass dies in einem Museum normalerweise nicht möglich ist, hat gute Gründe: Es ist unsere Aufgabe, Kunstwerke für zukünftige Generationen zu bewahren. Berührung aber hinterlässt Spuren und Schäden durch Abrieb oder chemische Reaktionen. Die in Please touch! gezeigten Skulpturen stammen direkt vom Künstler und werden im Anschluss an die Ausstellung durch Tony Cragg überarbeitet. Nur dank seines außergewöhnlichen Einsatzes ist diese besondere Form der Präsentation möglich", erläutert Felix Krämer, Generaldirektor am Kunstpalast und gemeinsam mit Tony Cragg Kurator der Schau. "Ich freue mich sehr, unseren Besucherinnen und Besuchern dieses außergewöhnliche Erlebnis anbieten zu können. Die Wahrnehmung durch Berührung ist für uns Menschen zentral."


Dies lässt sich immer wieder an Skulpturen im öffentlichen Raum beobachten: Die golden glänzenden Stellen an patinierten Bronzen sind Spuren wiederkehrenden Anfassens. Dass die Idee von Please touch! kein neuer Gedanke ist, zeigt sich bei den englischen Künstler:innen Barbara Hepworth (1903-1975) und Henry Moore (1898-1986), die davon überzeugt waren, dass man nur durch Berührung ein wirkliches Verständnis von Skulpturen erreichen könne. Tatsächlich war es wohl in der 1950 im Kunstpalast gezeigten Henry Moore Ausstellung schon einmal erlaubt, einige der präsentierten Skulpturen zu berühren, wie Zeitzeugen berichten. Zudem gab es bereits damals besondere Angebote für blinde Menschen.

Einblick in die Ausstellung "Toni Gragg - Please Touch!" Bild: Anne Orthen, Kunstpalast

Der seit 1977 in Wuppertal lebende Tony Cragg gehört zu den international bekanntesten Bildhauern seiner Generation. Seine raumgreifenden Skulpturen haben einen hohen Wiedererkennungswert. Die sinnlich geformten Plastiken laden die Bertrachtenden ein, Standpunkt und Blickwinkel zu variieren. Auch den Wunsch und Impuls der Rezipienten seiner Kunst, diese zu berühren, kennt Tony Cragg sehr gut.  Gemeinsam mit Felix Krämer hat er das Konzept der Ausstellung im Kunstpalast entwickelt. "Es ist ein Experiment, auf das wir uns hier einlassen", so Cragg. Mitgedacht sei die haptische Erfahrung seiner Skulpturen im Entwicklungsprozess nicht. Hier stehe die visuelle Wirkung im Vordergrund. "Ich selbst habe die Arbeiten natürlich in den Händen, weil ich sie erschaffe, weil ich das Material, von dem ich ausgehe, verändere und bearbeite. Ist eine Arbeit fertig, versprüre ich selbst nicht mehr das Bedürfnis, sie anzufassen", erklärt der Künstler.


Please touch! bietet auch einen Blick über die Schulter des Bildhauers: in einem der Ausstellungsräume findet sich das nachgebaute Atelier Tony Craggs - der Ort, an dem sein künstlerischer Prozess und seine Arbeitsweise nachvollziehbar wird. Hier arbeitet er gleichzeitig an mehreren Werken in verschiedenen Entwicklungsstadien und testet die Grenzen und Möglichkeiten von Techniken und Materialien.


Als zusätzliches Angebot ist in der Kunstpalast-App ein Audioguide zur Ausstellung verfügbar. Er enthält ein akustisches Leitsystem und Beschreibungen der Werke für blinde und sehbeeinträchtigte Personen. Es sind jedoch alle Besuchenden eingeladen, die Ausstellung hiermit zu erleben.   Quelle: Kunstpalast (KP)

 

 

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