Im Vorfeld der österreichischen Nationalratswahlen am 29.09.24 und angesichts bevorstehender weltpolitischer Entscheidungen - allen voran die Präsidentschaftswahl in den USA - registrieren viele Bürger:innen mit Besorgnis die zunehmenden gesellschaftlichen Polarisierungen. Die Debatten rund um den Krieg in Folge der russischen Invasion in der Ukraine, die Eskalation des Gaza-Konfliktes nach dem Überfall der Hamas auf Israel sowie das Aufflammen weltweiter terroristischer Aktivitäten führt zu einem Erstarken von politischem Extremismus in Österreich und ganz Europa. Vor diesem Hintergrund setzt das Leopold Museum mit der Initiative WE ARE MANY. CELEBRATING DIVERSITY ein starkes Zeichen für Toleranz und Vielfalt.
Hans-Peter Wipplinger, Direktor Leopold Museum
Mit mehr als 8.300 Werken bietet die Sammlung des Leopold Museum einzigartige Einblicke in das künstlerische und intellektuelle Milieu Wiens um 1900 und veranschaulicht, dass die damalige Kulturhauptstadt ein lebendiges Zentrum des Zusammenlebens von Menschen unterschiedlichster Herkunft, Religionen und Überzeugungen war, die einander bereicherten. In der Dauerausstellung Wien 1900. Aufbruch in die Moderne und der Präsentation Glanz und Elend. Neue Sachlichkeit in Deutschland verwandeln sich nun elf Kunstwerke zu Manifesten gegen Missstände wie Intoleranz, soziale Ungerechtigkeit, den Raubbau an der Natur oder Geschlechterdiskriminierung. Durch unter den Gemälden angebrachte Holzstäbe, gehalten von stilisierten Händen, werden die Exponate zu Demo-Schildern. Zum Nachdenken anregende Begleittexte liefern weiterführende Informationen und Denkanstöße und stellen einen Zusammenhang zwischen den Werken und den Herausforderungen unserer Zeit her.
Die Themen der Initiative WE ARE MANY. CELEBRATING DIVERSITY reichen vom Plädoyer für gesellschaftliche Vielfalt über die Bedeutung des Feminismus, Appelle für die Wertschätzung von Bildung und Arbeit, gegen Krieg, Hunger und Armut, für den Klimaschutz bis hin zu Fragen rund um Geschlechteridentitäten oder sexuelle Orientierung.
Für diese sinnbildliche Kundgebung im Museum - gleichsam eine "Kunstgebung" - wurden Werke von Albert Birkle, Tina Blau-Lang, Kate Diehn-Bitt, Gustav Klimt, Felix Nussbaum, Max Oppenheimer, Christian Schad, Otto Rudolf Schatz, Egon Schiele, Rudolf Schlichter und Simeon Solomon ausgewählt.
Das Plakat zur Kampagne zeigt eine Gruppe demonstrierender Menschen. In der ersten Reihe halten der Begründer der Psychoanalyse, Sigmund Freud, und der Maler Richard Gerstl das Banner mit dem Schriftzug WE ARE MANY. CELEBRATING DIVERSITY. Neben ihnen sieht man die von Christian Schad porträtierte Schauspielerin Rasha. Hinter ihr ist Schad selbst im transparenten Hemd zu erkennen, Gustav Klimt im Malerkittel mit Katze im Arm, Isabella Reisser, die Frau des technischen Direktors der Neuen Freien Presse Christoph Reisser, porträtiert von Anton Romako, sowie das genderfluide Selbstporträt von Kate Diehn-Bitt. In der letzten Reihe begegnen uns Figuren aus Otto Rudolf Schatz' Gemälde Die Hoffnung und - last but not least - trifft uns Egon Schieles wachsamer Blick.
Namhafte Persönlichkeiten aus den Bereichen Kunst, Kultur, Wissenschaft und Wirtschaft konnten für Videostatements zu dieser Initiative gewonnen werden, darunter der Kurator Tomas Zierhofer-Kin, die Künstlerin und Kuratorin Mirjana Mustra, der Jurist und Menschenrechtsexperte Lysander Fremuth (Ludwig Boltzmann-Institut), die Journalistin und Herausgeberin Barbara Coudenhove-Kalergi, der ImPulsTanz Festival Intendant Karl Regensburger, die Schauspielerin Ruth Brauer-Kvam, der Modedesigner und Unternehmer Arthur Arbesser, die Musikerin, bildende Künstlerin und Leiterin des Arik Brauer Museum Timna Brauer, der Kunstvermittler Markus Hübl, der Sozialexperte Martin Schenk (Diakonie Österreich) und Michael Parzer, Professor am Institut für Soziologie der Universität Wien.
Anlässlich der Initiative WE ARE MANY. CELEBRATING DIVERSITY finden exklusive Führungen statt, die ausgewählte Themen und Werke innerhalb der Dauerpräsentation Wien1900. Aufbruch in die Moderne und der Wechselausstellung Glanz und Elend. Neue Sachlichkeit in Deutschland behandeln. Der Fokus liegt auf den gesellschaftlichen Umbrüchen, Gegensätzen und der Fülle an Diversität in Wien um 1900 sowie in Deutschland in der Zwischenkriegszeit. Es wird vermittelt wie sich Künstler:innen bereits vor einem Jahrhundert mit gesellschaftspolitischen Themen wie Krieg, Sexualität und Umweltbewusstsein auseinandersetzten. (LM) Quelle: LEOPOLD MUSEUM (LM)Das neue digitale Kunstmagazin berichtet über aktuelle Kunstmessen und Ausstellungen sowie über Kunst.
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